Harnsteine bei Meerschweinchen

Diese Seite enthält Informationen zu Harn- bzw. Blasensteinen bei Meerschweinchen.

Hinweise

  • Verwenden Sie die Informationen auf dieser Seite nicht als Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen und treffen Sie keine Selbstdiagnosen! Die Texte dienen in erster Linie der allgemeinen Information über ein Gesundheitsthema, nicht der Beratung im Falle individueller Anliegen.
  • Bei gesundheitlichen Beschwerden Ihres Tieres konsultieren Sie bitte einen Tierarzt. Nur eine individuelle Untersuchung kann zu einer fundierten Diagnose und Therapieentscheidung führen.
  • Verabreichen Sie Medikamente immer nur nach Absprache mit dem Tierarzt und keineswegs auf Verdacht!
  • Die Texte auf dieser Webseite werden ständig nach bestem Wissen und Gewissen überarbeitet. Sie stützen sich dabei auf verschiedene Quellen und auf eigene Erfahrungen zu diesem Thema. Aus diesem Grund können einzelne Fehler, veraltete oder unvollständige Informationen oder womöglich (unter Fachleuten) umstrittene und möglicherweise gesundheitsgefährdende Inhalte für Ihr Tier nicht ausgeschlossen werden.

Allgemeines

Blasensteine bleiben leider oftmals unbemerkt, weil nicht zwangsläufig die typischen Symptome auftreten. Regelmäßige Kontrollen und die Beobachtung der Tiere sollten daher selbstverständlich sein, um frühzeitig Verhaltens- und Zustandsänderungen erkennen zu können.

Wir empfehlen eine Kontrolle der Tiere alle 3 Tage , inkl. Gewichtsbestimmung. Bei Verdacht von auftretenden Symptomen wird eine tägliche Untersuchung empfohlen. Die Untersuchungen sollten dabei immer zur gleichen Uhrzeit erfolgen um die täglichen Gewichtsschwankungen zu berücksichtigen.

Ablagerungen in Form von Blasensteinen, Blasengrieß, etc. werden in der Literatur und in Fachkreisen häufiger auch als “Harnkonkremente” oder “Präzipiate” bezeichnet.

Sie werden je nach Lage in Nierensteine, Harnleitersteine, Blasensteine oder Harnröhrensteine und nach der chemischen Zusammensetzung unterschieden.

Chemische Zusammensetzung

Calciumcarbonat

Text folgt.

Xanthin (2,6-Dihydroxypurin)

Xanthinsteine sind relativ selten und treten bei Menschen, Hunden und Katzen auf. Bei Meerschweinchen spielen sie faktisch keine Rolle. Ursachen können ein genetisch bedingter Defekt der Xanthinoxidase (Xanthinurie) oder auch die Behandlung mit Allopurinol sein. Allopurinol hemmt die Xanthinoxidase und wird als Medikament zur Senkung des Serum-Harnsäurespiegels (vor allem bei Gicht-Patienten) eingesetzt. Bei zu geringer Flüssigkeitszufuhr kann im Harn eine, für eine Steinbildung, kritische Xanthin-Konzentration erreicht werden. Eine erhöhte Xanthinkonzentration kann im Blut nachgewiesen werden.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Xanthin

Struvit (Magnesium-Ammonium-Phosphat-Hexahydrat)

Etwa 11 % der Nierensteine beim Menschen sind „Struvitsteine“ und die häufigste Art von Nierensteinen bei Kindern (etwa 93 %). Sie bilden sich in alkalischem Urin. Ursache der Alkalisierung sind Bakterien – vor allem Proteus mirabilis – meist infolge einer Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung) aufgrund eines aufsteigenden Harnwegsinfekts. Ausgangsstoff ist Harnstoff, der durch das bakterielle Enzym Urease zu Ammoniak abgebaut wird.

Unter den Haustieren sind besonders häufig Hauskatzen von Struvitsteinen betroffen. Bei ihnen kommen Struvitkristalle infolge des hohen pH-Wertes und der hohen Ammoniumkonzentration auch ohne Infektionen vor. Bei Haushunden dominieren ebenfalls Struvitsteine. Sie machen etwa 50 % aller Harnsteine aus, wobei ihr Anteil durch diätetische Maßnahmen in den letzten 20 Jahren leicht gesunken ist.

Zur Behandlung von Struvitsteinen können häufig ansäuernde und damit steinauflösende Diäten eingesetzt werden. Größere Steine werden in der Tiermedizin vor allem chirurgisch mit Eröffnung der Bauchdecke und Harnblase entfernt.

Quellen:

Weddellit (Calciumoxalat-Dihydrat)

Durch Einlagerung anderer Urinbestandteile entstehen stabile Weddellit-Kristalle, die sich zu größeren Steinen zusammenlagern können. Weddellit-Steine kommen vor allem bei Hunden und Katzen vor.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Weddellit#cite_note-5

Whewellit (Calciumoxalat-Monohydrat)

Whewellit kann im Urin auskristallisieren und zur Bildung von Harnsteinen führen. Ursache ist meist eine hohe Oxalsäure- oder Calciumoxalataufnahme mit der Nahrung (Sauerampfer, Spinat, Mangold, Rote Beete, Kakao). In der Tiermedizin treten Whewellit-Steine vor allem bei Hunden und Katzen immer häufiger auf.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Whewellit#cite_note-Hesse-6

Symptome

Meerschweinchen leiden oft im Stillen. Wir hatten das „Glück“, dass sich unser Kastrat Brownie durch Schmerzlaute (auffälliges Quieken) beim Wasserlassen bemerkbar gemacht hatte und wir sofort handeln konnten.

Zu den Anzeichen eines Blasensteins können unter Anderem gehören:

  • Aktivitätsverlust, reduziertes Allgemeinbefinden oder Teilnahmslosigkeit (Apathie)
  • Ungewöhnliche Gewichtsabnahme, verringerte Nahrungsaufnahme bis hin zur Nahrungsverweigerung im fortgeschrittenen Stadium

Die rot hervorgehobenen Symptome erfordern eine sofortige Abklärung. Es handelt sich hier um einen potentiell lebensbedrohlichen Zustand.

  • Blutiger oder komisch riechender Urin mit rötlicher Einfärbung
  • Schmerzhaftes, krampfhaftes oder häufiges Wasserlassen durch verstärkten Harndrang bis hin zu ausbleibendem Harnabsatz, dabei auffallend gekrümmter Rücken
  • Feuchte oder kahle Stellen am Bauch durch Abscheuern von Fell
  • Belecken von Bauch und Genitalien oder Reiben am Boden
  • Schmerzempfindlicher Bauch
  • verschmutzter oder geschwollener Genitalbereich

Wenn einer dieser Symptome auftritt, ist die umgehende Konsultation eines Tierarztes empfohlen.

Nur weil ein Meerschweinchen keine Schmerzen in Form von Lauten zeigt, heißt es nicht, dass es weniger leidet als ein Meerschweinchen welches sich bemerkbar macht!

Die natürliche Eintrübung des Urins (weißliche Verfärbung und zahnpastaähnliche Rückstände nach dem Wasserlassen) deutet auf ein Abschwemmen von Blasen-Konkrementen hin. Dies sollte keineswegs als ein beunruhigendes Zeichen gewertet werden, denn in der Blase sammeln sich nicht verstoffwechselte Mineralien (Kalzium, Phosphor und Magnesium) an, die sich bei einer bestimmten Säurekonzentration des Harns in Salzen auskristallisieren und bei gesunden Meerschweinchen auf diesem Wege abtransportiert werden. Das Vorhandensein dieser Kristalle erhöht jedoch ein mögliches Harnstein-Risiko. Achten Sie diesem Falle auch auf die Futterzusammensetzung!

Hinweis

Verschiedene Gemüsesorten können den Urin ebenfalls rötlich färben. Tupfen sie die sichtbaren Urin-Stellen mit einem Taschentuch ab. Ist der Urin rosa bis rostrot verfärbt und haben Sie kein urinfärbendes Futter verabreicht, könnte es sich durchaus um Blut handeln. Dies ist grundsätzlich keine lebensbedrohliche Situation. Eine Abklärung ist in diesem Falle trotzdem sinnvoll und notwendig.

Nicht jedes Meerschweinchen zeigt die gleichen Symptome! Die o. g. Punkte sind keinesfalls ein eindeutiges Indiz für einen Harnstein, sie treten im Zusammenhang mit einer Urolithiasis aber gehäuft auf. Suchen Sie im Zweifelsfalle bitte schnellstmöglich einen Tierarzt zur weiteren Abklärung auf!

Diagnose

Der/die Tierärzt*in wird zunächst das Tier abtasten. Schmerzhafte Reaktionen im Blasenbereich können bereits auf eine Entzündung hindeuten, die von einem Harnstein ausgehen kann. Eine Differenzialdiagnose kann aber nur eine Radioskopie in Form einer Röntgenaufnahme oder eine Sonografie (Ultraschalluntersuchung) bieten, um den Verdacht abzusichern.

Harnsteine sind auf einem Röntgenbild von der Seite mit dem bloßen Auge als helle, rundliche Form deutlich erkennbar und lassen sich gut von einer normalen Blasenentzündung unterscheiden.

Bestehen Sie im Zweifelsfall auf eine solche Diagnose. Fehldiagnosen sind ansonsten nicht ausgeschlossen und führen zu unnötigem Leid des Tieres!

Lassen Sie sich Röntgenbilder ruhig mitgeben. Vor Allem dann, wenn Sie sich eine zweite Meinung zur weiteren Behandlung einholen möchten.

Ein Harnstein ist eine nicht zu unterschätzende Erkrankung. Wird ein solcher Stein diagnostiziert, muss regelmäßig geprüft werden, ob das Tier noch in der Lage ist, Urin abzusetzen.

Eine Verkeilung des Steins kann einen Rückstau von Urin oder Harn zur Folge haben. Dies ist eine lebensbedrohliche Situation, die im schlimmsten Falle bei Nichtbehandlung zu einer Blutvergiftung oder dem Platzen der Harnblase führen kann!

Ursachen

Es gibt verschiedene Theorien zu der Entstehung von Harnsteinen bei Meerschweinchen. Man geht davon aus, dass sie mit einem oder mehrerer der folgenden Punkte einhergehen:

Störung des Calciumstoffwechsels (Hyperkalzämie)

Störungen des Harntrakts

  • Abnormer ph-Wert
  • Resorbtionsstörung der Niere
  • Physiologische Fehlbildung der Niere
  • Fehlen von kristallhemmenden Substanzen im Harn

Sonstiges

  • zu geringe Flüssigkeitsaufnahme
  • langanhaltende und unzureichende Bewegung (z. B. durch wenig Auslaufmöglichkeiten)

Bei einer Übersättigung mit steinbildenden Kristallen und dem Erreichen von bestimmten Ionenkonzentrationen, kommt es zum Ausfall dieser Stoffe im Harn. Diese können sich dann auch am Nahtmaterial einer bereits vergangenen Operation ansammeln.

Harnsteine sind vor Allem bei genetischen Ursachen rezidivierend, d. h. sie sind wiederkehrend. Daher ist nach der Beseitigung des Steins eine gute Nachsorge erforderlich, um die Neubildung möglichst lange hinauszögern zu können.

Blasenschlamm und Blasengries gilt als Vorstufe von Blasensteinen. Wann sich das erste Mal ein Stein bildet kann dabei jedoch nicht vorausgesagt werden.

Therapie

In den meisten Fällen ist eine operative Entfernung des Steins notwendig, wenn sich die Symptome bereits zeigen. Der Stein sollte nach der Entfernung auf seine materialistische Zusammensetzung hin untersucht werden, um Hinweise darauf geben zu können, welche postoperative Nachsorge für Ihr Meerschweinchen in Frage kommt.

Unter Umständen können Blasensteine auch durch alternative Behandlungsmöglichkeiten, aber unter Narkose, entfernt werden (z. B. falls der Stein schon in die Harnröhre gewandert ist):

  • Herausmassieren
  • Herausspülen der Steine mit Hilfe eines Katheters

Diese Behandlungen werden nicht von jedem Arzt empfohlen oder durchgeführt.

Des Weiteren gibt es etwaige Mittel, die unterstützend gegeben werden können. Sie finden eine Auswahl unter dem Menüpunkt „Heilmittel“.

Hinweis

Narkosen sind bei Meerschweinchen immer sehr risikobehaftet. Von guten Ärzten werden Sie über die Risiken zudem stets aufgeklärt!

Begriffe

Hyperparathyreoidismus
(ICD-10 Code: E21)
Hyperparathyreoidismus ist eine (krankhafte) Regulationsstörung der Nebenschilddrüse, die zu einer vermehrten Bildung des Parathormons führt, welches den Calcium-Spiegel im Blut (auch Serumwert genannt) reguliert.
Nephrokalzinose
(ICD-10 Code: E83.58)
Als Nephrokalzinose wird die Ablagerung von Calcium-Salzen in den Nierengefäßen und im Bindegewebe der Niere bezeichnet.